Bey einer Leichen.

Bey einer Leichen.


Ein Dunst in reger Lufft;
Ein geschwindes Wetterleuchten;
Güsse, so den Grund nicht feuchten;
Ein Geschoß, der bald verpufft;

Hall der durch die Thäler rufft;
Stürme, so uns nichts seyn deuchten;
Pfeile, die den Zweck erreichten;
Eyß in einer warmen Grufft;

Alle diese sind zwar rüchtig,
daß sie flüchtig seyn und nichtig;
Doch wie nichts Sie alle seyn,

So ist doch, O Mensch, dein Leben,
mehr, als Sie, der Flucht ergeben.
Nichts ist alles. Du sein Schein.

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Text: Paul Fleming


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Eine verliebte Ballade
für ein Mädchen namens Yssabeau



Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund,
ich schrie mir schon die Lungen wund
nach deinem weißen Leib, du Weib.
Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht,
da blüht ein schöner Zeitvertreib
mit deinem Leib die lange Nacht.
Da will ich sein im tiefen Tal.
Dein Nachtgebet und auch dein Sterngemahl.

Im tiefen Erdbeertal, im schwarzen Haar,
da schlief ich manches Sommerjahr
bei dir und schlief doch nie zuviel.
Ich habe jetzt ein rotes Tier im Blut,
das macht mir wieder frohen Mut.
Komm her, ich weiß ein schönes Spiel
im dunklen Tal, im Muschelgrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!

Die graue Welt macht keine Freude mehr,
ich gab den schönsten Sommer her,
und dir hats auch kein Glück gebracht;
hast nur den roten Mund noch aufgespart,
für mich so tief im Haar verwahrt...
Ich such ihn schon die lange Nacht
im Wintertal, im Aschengrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund.

Im Wintertal, im schwarzen Erdbeerkraut,
da hat der Schnee sein Nest gebaut
und fragt nicht, wo die Liebe sei.
Und habe doch das rote Tier so tief
erfahren, als ich bei dir schlief.
Wär nur der Winter erst vorbei
und wieder grün der Wiesengrund!
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!


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Text: François Villon, Nachdichtung: Paul Zech





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