Der Mann und die Fee

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Der alte Mann und die Fee

Ein Märchen von Thomas Sonnabend

Ein alter Mann der auf dem Sterbebett lag und auf den Tod wartete, stellte plötzlich fest, dass er sein ganzes Leben vergeudet hat; immer hat er schwer gearbeitet und trug nur Verantwortung für seine Familie, weil das ihn ja glücklich zu machen hätte, so erzählte man ihm - für den Bruchteil einer Sekunde blitzte die Erkenntnis, dass das eine Lüge war in ihm auf und er sagte zu dem herbeieilenden Tod, dass das nicht alles gewesen sein könne, dass er noch nicht sterben wolle - dabei hatte er den Traum von Freiheit und Glück, aber er glaubte für andere da sein zu müssen und vergaß darüber seinen Traum und sich selbst. Der Tod aber meinte, er könne da nichts machen. Die Zeit des alten Mannes sei eben abgelaufen. Er hätte mehr Verantwortung für sich selbst übernehmen müssen etc. pp.

Da weinte der Mann in seiner Verzweiflung.

Plötzlich geschah etwas wunderbares! Eine Fee mit einemBaseballschläger erschien in dem Zimmer, knockte den Tod für eine Sekunde aus und schenkte dem Mann drei weitere Jahre, drei Monate, drei Wochen, drei Stunden, drei Minuten und drei Sekunden - "ab jetzt!", sagte die Fee.

Der Mann sprang aus seinem Bett, riss das Fenster auf und spürte die Kühle des herannahenden Morgens an seinem nackten Körper herabgleiten. Dann kleidete er sich in seinen feinsten Zwirn, setzte seinen Sonntagshut auf den Kopf und ging aus dem Haus. Er ging einfach los; geradeaus ins Freie. Die aufgehende Sonnte blendete seine Augen, die Wärme ihrer ersten Stahlen erwärmten die Erde und sein Herz. Vor sich die Berge, hinter sich die Wiesen seiner Heimat lassend, ging er weiter ins Ungewisse; doch je länger er ging, desto bleiern wurden die Schuhe an seinen Füßen; er dachte an seine Frau; wie ihr es wohl jetzt gehe. Und er dachte an seine Kinder; wie ihnen es wohl jetzt gehe. Und an seine Freunde und Kollegen. Er dachte, was sie wohl machen sollen, so ohne ihn? Also wurden seine Schritte immer müder und müder und endlich machte er kehrt.

Zuhause warteten seine Familie, Freunde und Kollegen und er kümmerte sich um sie, während ihm schwerer und schwerer ums Herz wurde. Er redete sich ein, dass seine Träume eben nur Träume gewesen sind und er ja Verantwortung für andere habe und dass es das Glück gar nicht gebe und dass das Leben nunmal eben so sei.

Als sich nun endlich seine letzte Stunde näherte und diese sich für den alten Mann anfühlte wie ein Wimpernschlag, merkte der Mann in seiner Verzweiflung dass er noch nicht sterben wolle, er noch so viel zu leben hätte, er das Glück noch nicht geschmeckt hätte. Und auf die letzte Sekunde genau, erschien die Fee mit dem Baseballschläger und pünktlich, ließ die den ganzen Frust darüber dass der Mann seine Zeit sinnlos verschwendet hatte heraus und beförderte den Alten mit einem lustvollen Hieb ins Jenseits, setze sich in eine Kneipe und hörte andere Männer sich darüber beklagen, wie gerne sie doch glücklich wären und ihr Leben leben würden. Da verlor die Fee vollends ihre Geduld und veranstaltete mit ihrem 29" Jeffersonville Catskill Baseball Bat ein Blutbad das seinesgleichen suchte. 

Einigermaßen zufrieden mit sich und dem getanen Tagwerk, ging sie zurück in ihr Reich und kümmerte sich fortan nicht mehr um klagende alte Menschen, die ihr Leben vertun; und das war auch gut so.